Sabrina vom Wanderblog Couchflucht möchte uns in diesem Beitrag mit in den grünen Norden von Teneriffa nehmen. Sie schreibt über das Wandern im Anaga-Gebirge.
1. Warum die kanarische Insel Teneriffa mein Herz im Sturm erobert hat
Ehrlich gesagt hatte ich vor meiner ersten Reise auf diese kanarische Insel im November 2017 keine wirklich hohen Erwartungen.
Obwohl meine Freundin mir in den höchsten Tönen von ihrer Herzensheimat vorgeschwärmt hatte, war ich überzeugt davon, dass Teneriffa auf gar keinen Fall mit meiner bisherigen Favoritin der Kanaren – La Palma, der Isla Bonita – mithalten könnte.
Zu groß waren meine Vorurteile und die Schublade in meinem Kopf, in die ich Teneriffa im Vorfeld gestopft hatte: Bettenburgen, Pauschaltourismus, Rentnerinsel…
…und ja, es gibt diese Ecken, in der sich sämtliche Vorurteile bestätigen und sich Hotel an Hotel aneinanderreihen, das will ich gar nicht abstreiten.
Es gibt auf Teneriffa aber eben auch traumhaft schöne Orte und Landschaften abseits der großen Touristenströme, die das Herz eines jeden Outdoorfans und Individualtouristen höher schlagen lassen.
Und genau von diesen persönlichen Highlights möchte ich in diesem Artikel berichten.
2. Ja, sind wir denn in Südamerika? Wandern von Las Carboneras nach Chinamada
Falls Du auf Teneriffa bist und nur Zeit für eine Wanderung hast, oder vielleicht überhaupt erstmal schauen möchtest, ob Dir das Wandern Spaß macht, überleg nicht mehr länger und entscheide Dich unbedingt für diese Rundwanderung im Anaga-Gebirge.
Die Tour ist technisch nicht sonderlich anspruchsvoll und auch mit weniger Kondition gut zu meistern. Du wirst mit traumhaften Aussichten verwöhnt und Dich nicht eine Sekunde langweilen, weil die Landschaft einfach unheimlich abwechslungsreich ist.
Also wirklich eine Wanderung für Jedermann und auch für Familien empfehlenswert.
- Schwierigkeit: Leicht
- Streckenlänge: 7,7 km
- Gehzeit: ca. 2,5 Stunden
- Höhenmeter: ca. 300 hm im Auf– bzw. Abstieg
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2.1. Warum solltest Du dir die Wanderung von Las Carboneras nach Chinamada im Anaga-Gebirge auf keinen Fall entgehen lassen?
Es ist für mich die perfekte Rundwanderung zum „Einwandern“ auf Teneriffa, und Du bekommst einen hervorragenden Eindruck von der landschaftlichen Vielfalt dieser kanarischen Insel.
Der landwirtschaftliche Terrassenanbau bei Las Carboneras, dem Start– und Zielpunkt der Tour, und auch die bunt bemalten Häuschen des Dorfes haben mich total an das Landschaftsbild Südamerikas erinnert (obwohl ich bisher noch gar nicht dort war ).
An einem Punkt der Wanderung mussten meine Freundin und ich uns wirklich kneifen, um uns daran zu erinnern, dass wir gerade nicht in Peru, sondern tatsächlich auf Teneriffa waren. Ok, die fehlenden Lamas und Alpakas haben uns dann wieder in die Realität zurückbefördert.
… nichtsdestotrotz konnten wir uns an diesem Anblick überhaupt nicht satt sehen, aber schau am besten selbst, warum wir so begeistert waren:
Du bekommst auf dieser Rundwanderung nicht nur Natur pur, sondern als Bonus auch noch Kultur und Geschichte geboten.
Das abgelegene Chinamada ist nämlich ein altes Höhlendorf der Guanchen (die Ureinwohner Teneriffas). Dort leben zwar nur noch wenige Menschen, aber Du erhältst trotzdem einen interessanten Einblick in die Vergangenheit.
Kurz hinter Chinamada kannst Du noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt „Mirador de Aguaide“ machen, für den sich jeder Meter lohnt. Was für ein atemberaubender Blick auf den atlantischen Ozean, die tiefe Steilküste und die grünen Hügel des Anaga-Gebirges.
Eben hattest Du noch das Gefühl, Du seist in Südamerika gelandet, schon verschlägt es Dich gefühlt in die Schweiz… Wieso das nun wieder? Auf dem Weg hast Du mehrmals eine tolle Sicht auf das „Matterhorn Teneriffas“, dem Roque de Taborno.
Da die Wanderung nur einen halben Tag in Anspruch nimmt und nicht zu anstrengend ist, hast Du nach der Tour noch genügend Zeit zum Relaxen.
Wenn Du einmal ganz im Norden von Teneriffa bist, bietet sich zum Beispiel noch ein Stopp am Strand von Benijo an. Ein hervorragender Sunset–Spot und perfekt um die waghalsigen Wellenreiter zu beobachten.
Offiziell verläuft der Rückweg der Rundwanderung nach Las Carboneras übrigens über eine Landstraße, die aber glücklicherweise wenig befahren ist. Die Aussichten über das Anaga-Gebirge sind trotzdem wahnsinnig schön.
Mein Tipp: Alternativ lässt sich der Strassenabschnitt vermeiden, wenn Du kurz nach Verlassen des Dörfchens Chinamada die Augen offen hältst. Rechts von der Straße gibt es einen markierten Wanderweg, der über relativ neu angelegte Treppen zu einem etwas höher gelegenen Pfad führt. So machst Du noch ein paar extra Höhenmeter und kannst noch tollere Aussichten auf das Gebirge genießen.
2.2 Einkehrmöglichkeit
Auf der Hälfte der Strecke im Höhlendorf Chinamada gibt es zwar ein Restaurant, in dem Du einkehren kannst, ich habe es aber als relativ überfüllt und touristisch empfunden. Wir haben uns vorher im Supermarkt leckeres Baguette, herrlich würzigen Ziegenkäse und Salami als Zwischensnack gekauft, die wir bei wunderbarer Aussicht auf die Berghänge genossen haben. Kanaren–Feeling pur! Mit dieser kleinen Mahlzeit lässt es sich gut aushalten bis zu einer viel schöneren Einkehr.
Wenn Du also noch etwas warten kannst, besuche lieber am Endpunkt der Wanderung in Las Carboneras die urige kleine „Bar Tesegre“.Hier kannst Du Dich auf der Terrasse mit kanarischer Hausmannskost und einem Weinchen oder Barraquito stärken und die schönen Eindrücke der Wanderung Revue passieren lassen.
Unterkunfts-Tipps im Anaga-Gebirge: Ruhig und abgelegen wohnst du im Landhaus Islanaga Tenerife. In de Bergdorf Taganana wohnst du am besten in der Casa Campo y Playa. Direkt am Meer liegt das Ferienhaus Horizonte Atlantico.
3. Verzaubert im Nebelurwald: Die Wanderrunde von „El Chinobre“ im Anaga-Gebirge
Falls Du nun auf den Geschmack gekommen bist und Dich die Wanderlust gepackt hat, kann ich noch eine zweite Rundwanderung im Norden von Teneriffa empfehlen: im nebligen Lorbeerurwald von „El Chinobre“.
- Schwierigkeit: mittel
- Streckenlänge: 6,2 km
- Gehzeit: ca. 3– 3,5 Stunden
- Höhenmeter: ca. 540 hm im Auf– bzw. Abstieg
Hier den Verlauf der Wanderung bei Komoot ansehen
Ebenfalls im nördlichen Anaga-Gebirge gelegen, erwartet Dich hier ein richtig mystischer Zauberwald, der Dich garantiert in den Bann ziehen wird.
Du wanderst durch den Nebelwald von La Ensillada nach El Bailadero im ständigen Bergauf und Bergab auf schmalen Pfaden.
Obwohl die Strecke nicht furchtbar lang ist, erfordert sie daher trotzdem ein wenig Grundkondition. Bitte achte auch unbedingt auf feste Wanderschuhe, da der Weg manchmal ganz schön feucht und rutschig sein kann. Es ist nicht umsonst so wunderbar grün hier.
3.1 Achtung: Für diese Wanderung ist eine Genehmigung der Umweltbehörde erforderlich.
Aus Naturschutzgründen darf nur eine begrenzte Anzahl von Personen (maximal 45 Wanderer am Tag) diesen Wanderweg begehen, und das ist auch gut und richtig so, um diesen märchenhaften Wald zu erhalten.
Auch wenn die Homepage nur auf spanisch verfügbar ist, geht das ganz easy. Wähle einfach im Kalender den gewünschten Wandertag aus, registriere Dich auf dem Formular mit Deinem Namen, Nummer des Personalausweises, E-Mail Adresse und Telefonnummer.
Schon fertig! Ruckzuck erhältst du eine Bestätigungsmail mit der Genehmigung und einem Übersichtsplan der Strecke. Diese druckst Du am besten zwei mal aus, ein Exemplar hinterlegst Du im geparkten Auto und eines nimmst Du mit in Deinem Wanderrucksack, falls Du von Rangern kontrolliert wirst. Oder Du speicherst die Reservierung in Deinem Handy ab.
Ach so, die Reservierung kannst du maximal 90 Tage im Voraus vornehmen. Warte aber dann am besten nicht zu lange, die Wanderung ist wirklich begehrt, und eine oder zwei Wochen vor dem gewünschten Termin solltest Du schon reservieren, damit noch ein Platz frei ist.
Einige Leute sind übrigens der Ansicht, dass Du auf die Genehmigung ruhigen Gewissens verzichten kannst.
Das würde ich aber nicht riskieren. Im schlimmsten Fall droht eine saftige Geldstrafe von 600 Euro. Und außerdem hat das ja auch einen Sinn, dass der Weg nur von einer begrenzten Personenzahl pro Tag begangen werden darf. Der relativ geringe Aufwand sollte uns der Schutz dieser einzigartigen Natur schon wert sein, oder?
3.2 Highlights auf der El Chinobre–Runde im Anaga-Gebirge
Vom Parkplatz La Ensillada (ca. 6 km vor Chamorga) auf der Anaga– Höhenstrasse TF 123 geht es direkt über einen aufsteigenden Pfad durch den verwunschenen, dicht bewachsenen Nebelwald.
Dieser Kammhöhenweg auf schmalen Pfaden ist echt einfach atemberaubend schön und der Wald mit keinem anderen zu vergleichen.
Ich kann gar nicht sagen, wie oft meine Freundin und ich ausgeflippt sind, weil wir so hin und weg von den mit Moos bewachsenen Bäumen waren. Die Wegführung über den Lehmboden fanden wir auch richtig abenteuerlich. Wir haben die ganze Zeit damit gerechnet, dass hinter der nächsten Ecke eine Fee auf uns wartet.
Nach einiger Zeit siehst Du als nächstes Highlight den Roque de Anambro, ein Fels, der richtig markant aus dem Wald heraus ragt.
Man kann zwar nicht hochklettern, aber wir waren trotzdem mächtig beeindruckt und nicht verwundert, dass dieser Fels einmal ein Heiligtum der Guanchen war.
Das war aber immer noch nicht alles!
Nur noch ein kleines Stückchen, und Du gelangst zu einem wahnsinnig tollen Aussichtspunkt, dem Cabezo del Tejo. Habe ich zu viel versprochen?
Ist der Ausblick auf die Küstenlinie und die markanten Felswände des Anaga- Gebirges nicht einfach wunderschön?
An der Aussichtsplattform triffst Du übrigens auch jede Menge kanarischer Finken. Die wissen ganz genau, wo es was zu holen gibt und sind so handzahm, dass sie einem die Brötchenkrümel aus der Hand fressen würden.
Okay, ich gebe zu, wir hatten an unserem Wandertag natürlich extremes Glück mit dem Wetter und der klaren Sicht. Ich kann mir aber vorstellen, dass der Wald und die Aussicht auch gerade mit Nebelschwaden und Wolken besonders eindrucksvoll ist. Dann fühlst Du Dich wahrscheinlich erst recht ins Reich der Märchen, Feen und Elfen versetzt.
Uns hat diese Rundwanderung mit der zauberhaften und mystischen Stimmung jedenfalls sehr sehr gut gefallen.
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4. Taganana: Ein kanarisches Bergdorf wie aus dem Bilderbuch
In Taganana, am Nordhang des Anaga-Gebirges gelegen, habe ich mich sofort bis über beide Ohren verliebt.
So ein schnuckeliges und malerisches Bergdorf, für das in jedem kanarischen Fotobuch Platz sein sollte.
Um den Ortseingang zu erreichen, musst Du allerdings eine etwas abenteuerliche Serpentinenfahrt in Kauf nehmen. Aber dafür wirst Du auch mit einer Riesenportion Idylle und Ursprünglichkeit belohnt.
In engen, verwinkelten Gassen warten jede Menge Katzen darauf, ein paar Streicheleinheiten zu ergattern. Für mich als Crazy Cat Lady ein weiterer Grund hier eine kleine Pause einzulegen.
Dazu gibt es ein paar kleine Bars und Restaurants mit richtig uriger Atmosphäre, die dazu einladen, kanarische Spezialitäten zu genießen.
Wie es sich für ein malerisches Bergdorf gehört, besitzt Taganana natürlich auch eine wunderschöne Kirche inklusive zentralem Marktplatz, wo Du herrlich entspannen und das Dorfleben beobachten kannst.
Taganana ist für alle Wanderer und Naturfreunde ein reizvolles Ausflugsziel und dazu Ausgangspunkt zahlreicher Wandertouren im grünen Norden von Teneriffa. Hier beginnt zum Beispiel die anspruchsvolle Strecke durch zerklüftete Hänge und tiefe Schluchten zur Playa de Tamadite bei Afur.
Die haben wir allerdings zeitlich nicht in unserer Reisewoche unter bekommen, haben jedoch nur Gutes davon gehört.
4.1 Mein Restaurant-Geheimtipp im Anaga-Gebirge
„Casa Picar“, einfach, kanarisch, freundlich, günstig. Hausgemachte, lokale Küche und eine Terrasse, von der man die wunderschöne Aussicht auf das Anaga-Gebirge genießen kann.
Fazit: Wer der Hektik und dem Trubel der Strandorte entkommen möchte, ab ins ursprüngliche Taganana.
Hoffentlich konnte ich Dich mit diesem Bericht meiner persönlichen Highlights begeistern und Dich dazu motivieren, das wunderschöne Anaga-Gebirge im Norden Teneriffas bald schon auf eigene Faust zu erkunden.
Ich wünsche Dir ganz viel Spaß und Wanderlust.
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Über die Autorin
Ich bin Sabrina von „Couchflucht“ und im Grossstadtgewusel des Ruhrgebiets aufgewachsen, mich zieht es aber immer wieder hinaus in die Natur, in die Wälder und die Berge.
Auf meinem Blog, Instagram und Facebookseite berichte ich leidenschaftlich gerne über meine Wander- und Mountainbike-Touren. Egal ob vor der Haustüre oder in fernen Ländern. Hauptsache RAUS und runter von der Couch.
Dies ist übrigens mein allererster Blogartikel, und ich würde mich über Dein Feedback sehr freuen! Folge mir gerne bei Instagram oder Facebook auf meinem Account „Couchflucht“ und gehe mit mir auf Reisen.